Man findet sich in melancholisch angehauchten Blues- und zugleich derben Rock´n´Roll-Vibes wieder, wenn man auf einem ausverkauften Konzert des kalifornischen Trios, mit dem wahrscheinlich längsten Bandnamen ever steht. Die Rede ist von „Black Rebel Motorcycle Club“. Fehlt nur noch ein obligatorisches „The“ vor dem großartigen BRMC. Aber dann hießen sie auch kurz gesagt TBRMC… und da wäre der Spaß dann auch wirklich vorbei gewesen! Nun mal im Ernst: Schon die legendäre Motorradgang aus dem Film „The Wild One“ mit Marlon Brando prägte diesen ganz besonderen Namen, der auf den Grund seiner Seele blicken als auch Gut und Böse in friedlichen Einklang bringen lässt.
Ich erscheine kurz nach zehn im Saal. Vorband verpasst – uninteressant. Wichtiger ist die Antwort auf die Frage: Wie lange spielen sie schon und was hab ich verpasst? Ich dränge mich durch die Meute und ergattere ein nettes Plätzchen zwischen frischverliebten Pärchen und frischverliebten Fans. Das Licht flackert grell auf, der dunkle Bass ertönt und die Menschen schreien, Blick auf die Bühne, next Song: Spread your love. Jawohl! Es ist dieses Gefühl, als würde man gleich sein Shirt in die Masse werfen wollen, weil man bereits nach dem ersten Hauch von Robert Levon Been ins Mikro ins Schwitzen kommt. Ich tobe, wir toben, alle toben.
Man könnte meinen BRMC gäbe es schon Jahrzente, denn ihr Stil und Sound ist all in all – Rock, Blues und Punk . Quasi für jeden gemacht. Wer die „Sex Pistols“ liebt wird BRMC lieben. Wer“ The Jesus and Mary Chain“ liebt wird sie lieben und so weiter und so fort. Aber warum diese Vergleiche? Was macht diese Band dann überhaupt zum Non- Plus- Ultra? Doch ganz genau das ist es, was sie ausmacht. Sie schaffen mit ihrer Musik und jedem neuen Album stets eine Ära, sie sind kein Mainstream sondern mythisch und einzigartig. Okay, zugegeben, das sage ich als eingefleischter BRMC- Fan, Groupie, Lover, whatever. Aber wenn ihr dort wart oder das nächste Mal da seid, wisst ihr wovon ich spreche. Wolke sieben. Der Klang stimmt die Zigarette an: “She gave me love like a big fire/ I only saw it once/ She spread her love like a fever/ She’s bad, but not enough.”
Ich befinde mich in diesem unbeschreiblichen Rausch von „Eingeengtsein“ und purer Freiheit. Ein bisschen Woodstock- Lifestyle mit bunten Lichtblitzen, krachenden Tracks, aber ohne psychodelische Drogen. That works without! Auch die nächsten Songs und Minuten vergehen wie im Nichts. Jetzt wird’s wirklich heiß. Jacke aus. Weiterrocken. Einige der Menschen sind bereits beim Fummel- und Knutsch- Modus angekommen. Na gut, Black Rebel Motorcycle Club gehören ja eben auch zum Kuschel- Rock- Genre. Davor muss man dann halt die Augen verschließen oder einfach mitmachen. Kaum komme ich weg von den sabbernden Teenies, heißt es: „Bye. Thank you. See you soon.“ Wie bitte? Das wars? Ich schaffe es grad noch an den Fingern abzuzählen wie viele Songs sie wohl gerade gespielt haben möchten, als mir jemand auf die Schulter tippt und sagt: „Keine Sorge, die kommen wieder!“ „Ja, nächstes Jahr.“, antworte ich empört und ein bisschen traurig.
Ein Blick auf die Uhr sagt, es ist kurz nach halb elf. Hm. Ein halbe Stunde. Mein komplettes Begeisterungspanorama sackt ab in den absoluten Frustrationskeller. Also, Jacke an, umdrehen, los. Plötzlich jubelndes Publikum. Menschen drehen durch. Sie sind zurück. Yeah! Ich stürz mich wieder in die Masse und sehe den Motorrad- Club zurück an den alten Positionen. Sie feuern mit „Beat the devil´s tattoo“ an. Sie haben ihre Fans wieder. Und so soll es auch bleiben. Eine Zugabe von nahezu anderthalb Stunden erlebt man selten und wenn dann mit 100%er Hingabe. Genauso wie diese heldenhafte Band, die für Herzklopfen, Schweißausbrüche, Ernüchterung, Tränen und Liebe auf nur einem Konzert gesorgt haben. Was bleibt noch groß zu sagen, außer – Ja, Freunde, das ist ein Liebesgeständnis!
Ich habe tatsächlich noch nie auch nur einen Song von denen gehört. Naja, nach dieser Masse Euphorie, werd ich das wohl mal ändern. Schöner Blog, Katie.
LikeLike