50 Shades of Greymnitz

Ja, den Film kennt ihr alle. Vielleicht nicht gesehen, aber gehört haben viele von ihm. Ich kenne ihn auch nur aufgrund seiner peinlich berührenden Obszönität. Wenn man randomly bei Wikipedia „nachschlägt“, handelt es sich um einen amerikanischen Erotikfilm aus dem Jahre 2015 in einer Spiellänge von 125 Minuten, dem 50% der Zuschauer eine positive Kritik zusprechen.

50% der Zuschauer? Das gleicht den diesjährigen Straftaten im Direktionsbereich Chemnitz. Ob die Straftat des Ende August getöteten Mannes in dieser Statistik aufgenommen wurde, kann ich zwar nicht sagen, Fakt ist jedoch, dass dieser Vorfall eine grausame rechte Hetzjagd á la Reichsprogromnacht verursacht hat und wir uns fragen müssen wie so etwas nach 80 Jahren noch möglich sein kann.

Würde ich nun eine wissenschaftliche Abhandlung über die stumpfsinnige Bevölkerung einer Stadt und das triviale Publikum eines Fifty Shades of Grey-Möchtergern-Pornos halten, würde mir einige absurden Thesen in den Sinn kommen. Da es mir aber obliegt, im Rahmen der Lokalpolitik auf dem oblatendünnen Eis des Halbdreiviertelwissens auszurutschen, möchte ich nur dem Aufruf #wirsindmehr folgen und die 50 Grautöne, die eine gefährliche Liebe mit sich bringen, nicht mal als Farbtupfer im Einsatz in vier Wänden mit Tine Hitler an die Tapete klatschen.

Grau genug ist es in Chemnitz ohnehin schon. Plattenbauten in dem Wohngebiet Fritz Heckert, Mäusefamilien im Gleisbett der Citybahn, graue Gesichter kettenrauchender Wutbürger, die nur noch zehn Mal auf den Bummel-Bus Richtung Ordnungsamt warten müssen, bevor sie sich mit Wohlstandsbauch in die undankbare Rente verabschieden. Und warum das alles? Weil die Fassade bröckelt, die Lunge nichts mehr zur Arbeit beiträgt und die Leber mit einer Zirrhose kämpft. Dabei könnte alles so schön sein, aber dann wäre es so, als würde man versuchen einen USB-Stick mit einem Vorschlaghammer vorsichtig vom Rechner zu trennen. Alles fürn Arsch also, vor allem im armen Deutschland.

Und wo wir grad schon bei Arsch sind – wie bin ich jetzt eigentlich von einem eingangs beschriebenen Erotikfilm in die stümperhafte Lokalpolitik der Karl-Marx-Stadt geraten? Achja, neben den vielen Grautönen gibt es ja auch so etwas wie eine Grauzone. Aber diesem Thema wenden wir uns einem anderen Mal zu. Gerne dann, wenn die Welt dazu bereit ist soviel Farbe zu bekennen, dass sie mehr als über ein von Kraftklub organisiertes Konzert hinausgeht. Und das sollten wir nach 80 Jahren doch nun wirklich mal hinkriegen oder?

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