Treuepunkte vom Zahnarzt

Es ist mal wieder soweit, mein alljährlicher Termin beim Zahnarzt steht an. Mittlerweile verbinde ich diesen Termin mit einer Art Exorzismus, bei dem immer wieder aufs Neue versucht wird, mir den Teufel auszutreiben. Der Teufel ist die Wurzel allen Übels, die tief versteckt im Zahnfleisch auf den Moment ihrer Bühnenshow lauert, welche musikalisch von Zahninstrumenten und visuell von der grellen Neonröhre an der Decke begleitet wird.

Ursprung der Situation

Die Show wird kein gutes Ende nehmen, denke ich noch während ich zu Hause wie eine Irre meine Zähne putze, als hätte man mir drei Liter Benzin verabreicht, um mich brennen zu sehen. Und genauso renne ich auch durch die Wohnung, nur dass das Terpentin eigentlich Adrenalin heißt und ich mal wieder nicht weiß, in welche Ritze mein Fucking Bonusheft gerutscht ist.

Hier versuche ich meist meditativ zu dem Ursprung der Situation zurückzukehren. Dabei blicke ich enthusiastisch auf die vergangene Behandlung und noch enthusiastischer auf die Treuepunkte aus den letzten sechs Jahren, die mir meine Zahnzukunft sichern sollen und untersuche alle Regale und Schubladen, um herauszufinden wo ich den Bonus nach dem letzten Zahnarztbesuch ordnungsgemäß verstaut haben könnte. Nur leider sind Bonushefte keine Trophäe, sie sind der Abgrund der Hölle, wo der Teufel geduldig auf die nächste Wurzelbehandlung wartet und dir deine Goldkronen brutal aus dem Kiefer zerrt.

Ein Paralleluniversum

Wer weiß, wo sein Bonusheft liegt, kümmert sich für die Chefetage um den reibungslosen Ablauf der Mittagspause bei Currywurst Konopke, sodass die Wurst noch frisch aus dem Darm geschissen kommt und der Curryketchup neben ihr sofort seinen Geschmack entfaltet ohne je ein Gewürz gesehen zu haben. Wer weiß, wo sein Bonusheft liegt, der ist so tief gekrochen, dass sein Rückgrat von der deutschen Bürokratie verspeist wurde ohne zu schlucken. Wer weiß, wo sein Bonusheft liegt, den kann auch der 10% Zuschuss für den Zahnersatz nicht mehr retten, denn Zähne zum Reden brauchte dieser Mensch schließlich nie.

Eine Stunde später liege ich auf dem Behandlungsstuhl und schaue in die Augen des Grauens, die so etwas wie Bonushefte noch nie gesehen haben und vergesse den Gedanken daran so schnell, als wäre er mir niemals aufgekommen. Im nächsten Moment, taucht alles um mich herum in Nebel und ich betrete ein Paralleluniversum. Der Raum, in welchem ich mich nun befinde, ist bis auf eine dunkle Gestalt, kalkweiß und grell. Langsam dreht sich die Gestalt zu mir um und öffnet ihren Schlund, um ihre funkelnden Goldzähne zu präsentieren und mir mit verzerrter Stimme mitzuteilen: „Bonusheft, bitte“. Ich antworte darauf mit einem Zähneknirschen. Die Suche nach dem Bonusheft ist ein Pakt mit dem Teufel und wird mich irgendwann mein Gebiss kosten. Doch zum Glück, kann ich mich alternativ ja noch schriftlich ausdrücken und auf die Treuepunkte bei REWE zurückblicken.

 

 

 

 

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